Nachhaltig – Engagiert – Zertifiziert

Katholische Kirche Stadt Luzern wird noch grüner

Als erste Kirchgemeinde im Kanton Luzern wurde die Katholische Kirchgemeinde Luzern Ende November 2022 mit dem Umweltzertifikat «Grüner Güggel» zertifiziert, einem Umweltmanagementsystem des Vereins «oeku – Kirche und Umwelt». Vorausgegangen ist ein zweijähriger Prozess, der in einer externen Prüfung mit anschliessender Zertifizierung mündete.

Vor über zwei Jahren beschloss der Kirchenrat der Katholischen Kirchgemeinde Luzern, den «Grünen Güggel» einzuführen. Der «Grüne Güggel» ist ein eigens für Kirchgemeinden geschaffenes Umweltmanagementsystem, das diesen hilft sich ihre Umweltbilanz zu verbessern.

Damit verbunden war eine detaillierte Bestandesaufnahme, die vom Ressourcen- und Energieverbrauch, über das Abfall- und Recyclingmanagement bis hin zur Biodiversität in Aussenbereichen verschiedenste Themen umfasste. «Wir haben eine umfangreiche Analyse durchgeführt und ganz genau hingeschaut, wo wir uns in ökologischer Hinsicht verbessern können», sagt Karin Weber, Leiterin Fachbereich Nahhaltige Entwicklung der Katholischen Kirche Stadt Luzern.

 

Einblick in den zweijährigen Prozess

Was ist der «Grüne Güggel»?

Bestandesaufnahme: Umweltbilanz und Bewertung

Zukünftige Projekte: Umweltprogramm für die Jahre 2023-2026

«Green Leaders»: Zusammen für die Bewahrung der Schöpfung

Was ist der «Grüne Güggel»?

Das Umweltmanagementsystem Grüner Güggel wird vom Verein «oeku – Kirche und Umwelt» vergeben. Es erfüllt die Vorgaben internationaler Normen wie zum Beispiel der Europäischen Öko-Audit-Verordnung EMAS. Zweck des Umweltmangementssystems ist es, Arbeitsabläufe so zu organisieren, damit der gesetzliche geforderte Umweltschutz eingehalten wird. Es hilft Kirchgemeinden bei der Verbesserung ihrer Umweltleistung. Es dient der Optimierung des Ressourcenverbrauchs, spart Betriebskosten und wirkt langfristig und motivierend über die Gemeindegrenzen hinaus.

In zehn Schritten zum «Grünen Güggel»

Der Weg zum Zertifikat Grüner Güggel erfolgt in zehn Schritten: Ein Umweltteam macht eine Bestandesaufnahme und erarbeitet in einem Umweltprogramm die wichtigsten Massnahmen. Klare Abläufe und Verantwortlichkeiten stellen sicher, dass Umweltfragen regelmässig bearbeitet werden.

 

Bestandesaufnahme: Umweltbilanz und Bewertung

Folgende Kernindikatoren flossen in die Umweltbilanz der Katholischen Kirchgemeinde Luzern ein: Wärme, Strom, Wasser, Abfall, Papier, CO2-Emissionen, Biologische Vielfalt.

Allgemeine Erkenntnisse – Stand der Dinge

Über alle 31 Verwaltungsgebäude der 8 Pfarreien hinweg wurde der Grenzwert gemäss Umweltstandards SIA 2031 «Energieausweis für Gebäude» nicht unterschritten. Bis auf die Endenergie wurden alle minimalen Energieeffizienz-Ziele erreicht. Um die Werte der Endenergie und Primärenergie einzuordnen werden hier die Energieeffizienzklassen A–G von Geoportal.lu.ch herangezogen.

  • Endenergie: Die Auswertung zeigt «E-Wert» (Grenzwert), was der Energieeffizienzklasse «teilerneuter Altbau» entspricht.
  • Primärenergie: Die Auswertung zeigt «D-Wert» (Minimales Ziel), welcher die Energieeffizienzklasse «umfassend sanierter Altbau» widerspiegelt.
  • Fazit: Da der Gebäudepark der KKSL (ohne Finanzvermögen) aus vielen Altbauten besteht, sind die Effizienzklassen A und B eher unerreichbar.
  • Bei den verursachten Treibhausgasen ist mit einem jährlichen CO2-Ausstoss von rund 700t Verbesserungspotenzial vorhanden.
  • Der Wasserverbrauch schneidet mit einem C-Wert relativ gut ab. Mit der Behebung eines hohen Wasserverbrauchs bei drei Objekten sollte sich der Wert jedoch nochmals massgeblich verbessern und das Standardziel erreicht werden.

Erkenntnisse Wärmeenergie

  • Ein Meilenstein war die Schaffung des Fonds «Energie und Ökologie», der 2006/07 in der Höhe von 1,4 Millionen Franken geäufnet wurde. Der Fonds ermöglichte eine strategische Herangehensweise, um eine möglichst grosse Energieeinsparung und einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien am Verbrauchsvolumen der Immobilien der Kirchgemeinde zu erreichen. Seit 2011 konnte der Energieverbrauch so um 15 Prozent gesenkt werden.
  • Es besteht noch keine gesamtstädtische Machbarkeitsstudie bzgl. Photovoltaik und Solarthermie für die die Gebäude der KKSL. Studien zu einzelnen Gebäuden bestehen.
  • Es besteht noch keine Machbarkeitsstudie zu erneuerbarer Wärmeversorgung. Bestrebungen sind in Planung.
  • Es bestehen noch kein CO2-Absenkpfad, kein Zeitplan und keine Investitionsplanung für eine 100%-fossilfreie Wärmeversorgung der Liegenschaften. Die Schöpfungsleitlinien geben ein Ziel vor.

Erkenntnisse Elektrizität

  • Seit 2016 wird Strom zu 100% aus erneuerbaren Quellen bezogen. (EWL Naturkraft: Wasserkraft zertifiziert, Solarstrom zertifiziert, EWL Wasserkraft: Wasserkraft CH)
  • Erste Photovoltaikanlagen zur ökologischen Stromproduktion wurden 2022 in Betrieb genommen. Es besteht Potential für weitere Projekte (beispielsweise in der Nutzung von Dachflächen)
  • Die Beleuchtung wird, wo nicht schon gemacht, konsequent auf LED umgestellt.

Erkenntnisse Wasser

  • Spardüsen sind überall seit längerer Zeit installiert.
  • Bei Objekten mit einem hohen Wasserverbrauch wie beispielsweise in der Pfarrei St. Paul und Geschäftsstelle (Brünigstrasse) werden die Gründe sofort bei Feststellung eruiert und im Sinne eines ressourcenschonenden Umgangs behoben. Das Monitoring des Wasserverbrauchs wird bei den kritischen Objekten monatlich durchgeführt.
  • Die Sakristan:innen und Hauswartungen der verschiedenen Pfarreien werden betreffend Bewässerung des Aussenbereichs geschult.

Erkenntnisse Papier

  • Der Papierverbrauch hat zwischen 2019 bis 2021 um rund 660 Kilogramm abgenommen, was wohl hauptsächlich auf das während der Corona-Pandemie angeordnete Home-Office zurückzuführen ist.
  • Das Druckpapier, welches aktuell verwendet wird, hat einen Recyclinganteil von 50%. Das für das Pfarreiblatt verwendete Papier hat ebenfalls ein Ecolabel.
  • Es wurde festgestellt, dass die Auflagen bei Druckaufträgen reduziert werden könnten.
  • Das Toilettenpapier wird vom Blindenheim Horw bezogen, wodurch man ökologische Aspekte fördert und gleichzeitig ein soziales Projekt unterstützt.
  • Die Idee des «papierlosen Büros» wurde ansatzweise gefördert, indem in grössere Bildschirme oder Doppelbildschirme investiert wurde. Ferner wurde die Druckereinstellung (z.B. Standard: schwarzweiss Druck) bei allen Benutzer:innen geändert. Die Mitarbeitenden wünschen sich einen Workshop zum Thema «Papierloses Arbeiten».

Erkenntnisse Abfall

  • Das Abfallaufkommen ist stark von der Belegung der Räumlichkeiten abhängig. Der Abfall hat im «Corona-Jahr» 2020 um über drei Tonnen abgenommen. Im Jahr 2021 hat die Auslastung der Räumlichkeiten wieder zugenommen, was wiederum zu mehr Abfall führte.
  • Ein Trennsystem ist in allen Pfarreien vorhanden. Jedoch wird die Sammlung von Gäste-Abfall pro Pfarrei unterschiedlich gehandhabt. Teilweise entsorgt die Pfarrei den Abfall, teilweise sind die Mieter:innen dazu angehalten, den Abfall wieder mitzunehmen.
  • Im Sommer 2022 hat das Pastoralraumteam den Beschluss gefasst, bei eigenen Veranstaltungen auf Einweggeschirr vollständig zu verzichten.
  • Die Organisation «Wasser für Wasser» wird in den Pfarreien und auf der Geschäftsstelle unterstützt, indem ihr Angebot genutzt wird, Wasser in von ihnen zur Verfügung gestellten Glaskrügen auszuschenken.
  • In allen Pfarreien wird palmölfreies Reinigungsmittel verwendet.

Erkenntnisse Biologische Vielfalt

  • Die Gesamtfläche der unversiegelten Flächen aller Verwaltungsliegenschaften macht insgesamt 34% aus. Gewisse Pfarreien haben bedeutend mehr unversiegelte Flächen als andere. Das hängt mit dem Standort in der Stadt Luzern zusammen.
  • In vier Pfarreien wurden Naschgärten für die Bevölkerung eingerichtet, bei denen die Anwohner:innen mitwirken und natürlich auch naschen können.
  • Weiter wurden Bienenhäuser sowie Steinmauern für Zauneidechsen eingerichtet.
  • Neophyten werden jeweils vor ihrer Blüte zurückgeschnitten oder wurden in gewissen Pfarreien bereits entfernt. Der Kirchenrat hat im Jahr 2021 dem Projekt «Ökologische Aufwertung der Umgebungsflächen» zugestimmt (Beitrag 90’000 Franken). Invasive Neophyten werden entfernt, und die Flächen ökologisch aufgewertet (vgl.Artikel in Pfarreiblatt 21/22, Seite 3)
  • Mit der Begrünung von Dachflächen hat man zum Beispiel in den Pfarreien St. Michael und St. Johannes erste Erfahrung gesammelt und bei Flachdachsanierungen werden extensive Begrünungen berücksichtigt.

Erkenntnisse CO2-Emmissionen

  • Treibhausgasemissionen: Anteil aus fossilen Heizungen
    Erdöl 30.7%
    Erdgas (noch ohne Biogas) 63%
    Erneuerbar 6.3%
  • Ein CO2-Absenkpfad, ein Zeitplan und eine Investitionsplanung für eine 100%-fossilfreie Wärmeversorgung der Liegenschaften muss erarbeitet werden, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Dies soll ab 2023 angegangen und umgesetzt werden.

Zukünftige Projekte: Umweltprogramm für die Jahre 2023-2026

Das Umweltprogramm basiert auf den Schöpfungsleitlinien und der Bestandesaufnahme (inkl. Beratung). Im Umweltprogramm sind Ziele und Vorgaben festgehalten. Die 4-Jahresziele sowie die geplanten Aktivitäten für die Periode 2023–2027 wurden mit einem Logical Framework in den Kontext gesetzt. Nachstehend werden die wichtigsten Ziele und die dazugehörigen Massnahmen für die nächsten vier Jahre pro Dimension der Schöpfungsleitlinien dargestellt.

Emissionsreduktion

  • Der Ersatz aller Öl- und Gasheizungen steht im Vordergrund.
  • Die Nutzung der bestehenden Förderprogramme soll ausgebaut werden.
  • Anschlussmöglichkeiten an Fernwärmenetze werden geprüft.

Solarmodule Quartierzentrum Wesemlin

Gut 100 Solarmodule sind auf dem neuen Quartierzentrum Wesemlin (Pfarrei St. Leodegar im Hof) der Katholischen Kirche Stadt Luzern im Einsatz. Die Nennleistung liegt bei knapp 40 kWp und der prognostizierte Jahresertrag bei 34’500 kWh. Daraus ergibt sich ein spez. Jahresertrag von ca. 868 kWh/(kWp*a). Hiermit kann der Energiebedarf von circa acht Einfamilienhäuser bzw. acht Vier-Personenhaushalten gedeckt werden.

Wärmeverbund St. Karl

Alle Gebäude der Pfarrei St. Karl werden ab 2023 mit erneuerbarer Fernwärme der REAL versorgt, was den Anteil fossiler Energieträger erheblich senken wird.

Projekt «Ökologische Aufwertung auf allen Umgebungsflächen der Katholischen Kirche Stadt Luzern»

Das Projekt «Ökologische Aufwertung der Umgebungsflächen der Katholischen Kirche Stadt Luzern bis 2027» wird umgesetzt. Mit den Pfarreien St. Johannes und Der MaiHof – Pfarrei St. Josef hat man erste Schritte in die Wege geleitet. Folgendes ist geplant:

  • Die Umgebungsflächen der Pfarreien der Katholische Kirche Stadt Luzern sind bis 2027 frei von invasiven Neophyten (v.a. Kirschlorbeer).
  • Die Grünflächen der Pfarreien der Katholischen Kirche der Stadt Luzern sind bis 2027 ökologisch aufgewertet. Ergänzende Aufwertungsmassnahmen wie Fledermausreviere, Nistkästen, Bienenhäuser, Ast- und Steinhaufen sind – wo sinnvoll – in die Wege geleitet.
  • Der Unterhalt erfolgt nach ökologischen Grundsätzen. Es gibt ein Pflegekonzept. Die Flächen werden periodisch kontrolliert. Die Pfarreiteams sind entsprechend geschult.

Bewusstseinsbildung und Austausch im Netzwerk

Die Katholische Kirche Stadt Luzern ist davon überzeugt, dass dieser Austausch und die Zusammenarbeit im Netzwerk sowie sowohl die interne als auch die externe Kommunikation zum Thema einen Mehrwert darstellen. In den Jahren 2023 bis 2027 nimmt der Fachbereich Nachhaltige Entwicklung deshalb weiterhin Einsitz in internen und externen Gremien, prüft weitere Kooperationen sowie Veranstaltungen und beteiligt sich wo sinnvoll.

  • Sensibilisierung von Mitarbeitenden und Pfarreimitgliedern für Umweltthemen über Kommunikationsmassnahmen wie interner Newsletter, Website etc. sowie Schulungen und weitere Gefässe. Das Umweltteam nimmt bei der Sensibilisierung einen wichtigen Platz ein und bestimmt die Sensibilisierungsthemen deshalb mit.
  • Mitgliedschaft und aktive Mitwirkung in entsprechenden Gremien und Gruppierungen, u.a. im Nachhaltigkeitsnetzwerk Zentralschweiz und im Vorstand oeku – Kirchen für die Umwelt.

Recycling Bins

Alle Pfarreien haben Abfall-Trennungssysteme. Die Jugendlichen der Pfarrei St. Paul (Jugendtreff, Pfadi etc.) haben sogar ein eigenes Trennungssystem erarbeitet. Auch die Jugendlichen in der Pfarrei St. Johanns sind am Erarbeiten einer neuen Umsetzungsidee.

«Green Leaders»: Zusammen für die Bewahrung der Schöpfung

Alle Personen, die Teil des Umweltteams sind, sind sogenannte «Green Leaders». Sie tragen relevante Themen in die Teams und übernehmen eine wichtige Sensibilisierungsfunktion. Die Aufgaben aller Beteiligten sind in einem Organisationshandbuch festgehalten.

Damit die Ziele der Schöpfungsleitlinien und des Umweltprogramms erreicht werden können, braucht es alle. Von der:dem Gärtner:in, Pfarreileiter:in, Religionslehrer:in, Sozialarbeiter:in bis zur der:dem Jugendarbeiter:in können alle ihren Beitrag leisten. Die pro Pfarrei definierten «Green Leaders» übernehmen dabei eine wichtige Funktion in Bezug auf Austausch, Umsetzung, Überprüfung der Themen und Ziele. Sie sind Mitglieder des Umweltteams.

«Green Leaders»

  • Artemas Koch, Der MaiHof – St. Josef
  • Armin Huber, St. Karl und Fachbereich Räume/Gastgeber
  • Claudia Corbino, St. Paul
  • Guido Ludin, St. Anton – St. Michael
  • Stefan Wechsler, St. Anton – St. Michael
  • Karin Hess, Geschäftsstelle
  • Stefan Meyer, Leiter Fachbereich Bau & Infrastruktur
  • Ingrid Bruderhofer, St. Johannes
  • Res Wyler, Pfarrei Littau und Fachstelle Oekowatt
  • Daniel Meyer, St. Maria zu Franziskanern
  • Pius Birrer, St. Leodegar im Hof