Die Finsternis aushalten

Dem bangen Gefühl der Dunkelheit wurde früher in eindrucksvollen Gottesdiensten der Karwoche Raum gegeben. Wir lassen diese Tradition wiederaufleben.

Die Franziskanerkirche taucht in die Dunkelheit ein. Foto: Peter Diem, Lumen Lux

Wer kennt sie nicht, die Angst vor der Dunkelheit? Auch wenn dieses unheimliche Gefühl für viele eher eine Kindheitserinnerung ist, so können wir doch sehr gut nachvollziehen, wie es sich anfühlt, im Dunkeln zu tappen, der Ungewissheit und Einsamkeit ausgeliefert zu sein. «Dunkle» Stunden bleiben uns nicht erspart. Die alte Liturgie der «Finsternismette», die in der Karwoche gefeiert wurde, greift diese tiefe menschliche Erfahrung auf. Sie wurde nach dem lateinischen Wort auch «Tenebrae» genannt und bezog sich auf die Finsternis, die gemäss den Evangelien vor dem Tod Jesu über das ganze Land kam.

Die Finsternis des Exils

Das Voranschreiten der Liturgie wurde vom Auslöschen von Kerzen begleitet. So tauchten die Feiernden förmlich in die Dunkelheit ein. Zentraler Bestandteil der Tenebrae-Liturgie waren die Lesungen aus den Klageliedern des Jeremia, in denen die bittere Zeit des Exils des Volkes Israel beweint wird. Die christliche Tradition sieht in diesen poetischen Klagen eine Vorahnung des Leidens Jesu.

In die Dunkelheit eintauchen

Die Kirchenmusik hat aus der Tradition der Tenebrae-Liturgie 

geschöpft und vielfältige Werke hervorgebracht. Dazu gehören auch Kompositionen zu den Klageliedern. Am Mittwoch der Karwoche, dem 27. März, können Sie in der Franziskanerkirche eine musikalische Andacht in Anlehnung an die Tenebrae-Liturgie erleben. Die Cappella Francescana und Solist:innen führen unter der Leitung von Freddie James Auszüge aus den «Leçons de Tenèbres pour le Mercredi Saint» von François Couperin und Marc-Antoine Charpentier auf. Diese Komponisten sind wichtige Vertreter der französischen Hofkultur unter Louis XIV. Ihre musikalische Sprache ist reich verziert und mitreissend. Biblische und moderne Texte regen zum Nachdenken über «dunkle Stunden» in der Geschichte und in unserem Leben an und fordern uns heraus: Halten wir es im Dunkeln aus?

Simone Parise,

Pfarreiseelsorger

 

Abendmusik

MI, 27. März, 19.30, Franziskanerkirche

Werke von Charpentier und Couperin

Cornelia Fahrion und Jessica Jans, Sopran;
Instrumentalist:innen der Cappella Francescana;
Freddie James, Orgel Leitung;
Simone Parise, Texte
Eintritt frei - Kollekte

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