Wer singt, betet doppelt

Der berühmte Satz des Kirchenvaters Augusti-nus leitet auch die Chöre an der Franziskaner-kirche. Singen öffnet die Herzen und dringt mühelos in die Seele ein – mit beidem, Wort und Musik.

Das Collegium Vocale zu Franziskanern im Chorraum der Kirche
Foto: Monique Wittwer

Den Gesang des Franziskanerchors von Pfingsten mit Joseph Haydns Nikolaimesse haben wir noch im Ohr. Am 3. Juni nun singt das Collegium Vocale zu Franziskanern im Vorabendgottesdienst zum Trinitatis-Sonntag.

Uralt und doch aktuell

Die alten Texte stehen oft in der Kritik, nicht mehr zeitgemäss zu sein. Die Bach-Motette «Der Geist hilft unser Schwachheit auf» nun ist geradezu modern. Der Text erinnert uns daran, wie begrenzt und bedürftig wir sind. «Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen» - Bach vertont es musikalisch demütig, fast hilflos, um wenig später mit den Worten «Der Geist selbst vertritt uns aufs Beste mit unaussprechlichem Seufzen» wieder Hoffnung aufkeimen zu lassen. Der Text der nachfolgenden Fuge schafft dann Klarheit: «Wer aber die Herzen forschet, der weiss, was des Geistes Sinn sei.»

Byrd, Schütz, Bach

Neben der Motette von Bach erklingen Werke von Heinrich Schütz und William Byrd, jenen unausschöpflich grossen Komponisten der Alten Musik also, die uns immer wieder berühren und begeistern. Aus Byrds wunderbarer «Mass for five voices» werden das Kyrie, Sanctus, Benedictus und das Agnus Dei zu hören sein: Die Bitte um Erbarmen und die Bitte um Frieden schliessen nahtlos an Bachs Motette an. Der vor vierhundert Jahren verstorbene William Byrd (1540–1623) hat vieles gemeinsam mit Heinrich Schütz (1585–1672) – vor allem ein umwerfend gutes musikalisches Werk, das viel zu selten aufgeführt wird. So rundet Heinrich Schütz’ Motette «Herr, auf dich traue ich» aus der Geistlichen Chormusik von 1648 dieses Gottesdienstprogramm ab.

Ulrike Grosch

Verantwortliche Kirchenmusik

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