Strassenexerzitien

Der eigenen Sehnsucht folgen

Bei Strassenexerzitien sind die Teilnehmenden auf der Strasse unterwegs. Hierbei folgen sie den Bewegungen der eigenen Sehnsucht, und entdecken darin auch die Spur Gottes.
Bei Strassenexerzitien entdecken die Teilnehmenden die Spuren Gottes in der Stadt.

Wikipedia definiert Exerzitien als «geistliche Übungen, die abseits des alltäglichen Lebens zu einer intensiven Besinnung und Begegnung mit Gott führen sollen.» Bei «Strassenexerzitien», wie sie ab Herbst in Luzern angeboten werden, finden die «geistlichen Übungen» folglich auf der Strasse und alles andere als «abseits des alltäglichen Lebens» statt. Kann das funktionieren? Ja, findet Marco Schmid vom Team der Peterskapelle der Katholischen Kirche Stadt Luzern. Er ist einer der Begleiter der Luzerner Strassenexerzitien: «Wer in der Stadt die Stille sucht, wird sie auch hier finden.»

Ablauf der Strassenexerzitien

Gemeinsamer Morgenimpuls

Am Morgen, vor dem Hinausgehen in die Stadt, gibt es einen kurzen, meist biblischen Impuls mit auf den Weg.

Tag auf der Strasse

Die Teilnehmenden sind alleine, nicht in der Gruppe, während fünf aufeinanderfolgenden Tagen in den Strassen Luzerns unterwegs. Nicht zum Schlendern, nicht zum Shoppen, nicht zum Beobachten, sondern zum Spüren, zum Ahnen, zum Verbinden, zum Kontaktaufnehmen auf unübliche Weise. Was hat das, was ich gerade erlebe, wahrnehme, mit Gott zu tun? Hat Gott eine Botschaft für mich? Das kann im Gespräch sein oder auch in der Stille der trubeligen Stadt. Eine Ausnahmesituation, die Marco Schmid folgendermassen erklärt: «Ich kann mich auf neue Erfahrungen einlassen, wie ich es im normalen Alltag nicht könnte.»

Kochen und Austausch

Am Abend treffen sich die Teilnehmenden zum gemeinsamen Essen und zum Austausch des Erlebten: Alle berichten, was sie am Tag in den Strassen erlebt haben. «Durch das Erzählen wird das Erlebte noch einmal anders bewusst», weiss Marco Schmid aus eigener Erfahrung. «Oft weisen die Gruppenmitglieder einander auf Dinge hin, die auf den ersten Blick belanglos erschienen. Neue Sichtweisen führen zu neuen Deutungen. Es kann sein, dass gerade die Aussensicht zu einer entscheidenden Erkenntnis führt.» Weil dieser Austausch inhaltlich und zeitlich intensiv ist, dürfen die Exerzitiengruppen nicht zu gross sein.

Übernachtung in einfachen Verhältnissen

Die Teilnehmenden wohnen während der ganzen Woche gemeinsam im Pfarrzentrum St. Karl in Luzern. Das einfache Leben während der Exerzitien geht zurück auf den Jesuiten Christian Herwartz, der diese besondere Form der geistlichen Übungen entwickelt hat. Denn die Einfachheit hilft, sich zu fokussieren.

Voraussetzungen

An den Strassenexerzitien in Luzern können alle teilnehmen, die ihrer inneren Sehnsucht nachgehen möchten. Wer nicht weiss, wie diese aussieht, soll sich fragen, was bei ihr oder ihm Wut oder Trauer auslöst. Denn gemäss Christian Herwartz lösen diese Gefühle den Wunsch nach Veränderung aus. Es ist die von Gott geschenkte Sehnsucht: «Gläubige Menschen spüren in der eigenen Sehnsucht die Handschrift Gottes.»

Weitere Informationen: http://www.strassenexerzitien.de
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