«Bibel des Monats März»: Psalmen in neuen Übertragungen

Die Peterskapelle wird am Ende des Monats ganz im Zeichen von Psalmenneudichtungen stehen. Die Bibel des Monats März bietet hierzu einen Einblick in verschiedene Möglichkeiten, Psalmen in die heutige Zeit zu übertragen.

Ausgaben von Psalmen wurden als Bibel des Monats schon mehrfach vorgestellt. Im Monat März sollen anlässlich einer Psalmenwoche in der Peterskapelle gleich vier Ausgaben vorgestellt werden. Bei allen vier Ausgaben handelt es sich um Übertragungen oder Neuschreibungen von Psalmen, die sich vom Originaltext lösen, um in der Zielsprache eine ganz bestimmte der Eigenheiten der Psalmen hinüberzutragen.

F.A. Herzog, Psalmen, Kevelaer 1946.

F.A. Herzog war in Sursee Lehrer an der Kantonsschule. Er konzentrierte sich auf die Psalmen als poetische Texte. Poesie drückt sich im Hebräischen durch den sogenannten Parallelismus aus. In zwei aufeinanderfolgenden Zeilen wird das Gleiche – oder auch das Gegenteil mit anderen Worten gesagt. Das kann parallel oder auch über Kreuz («chiastisch») geschehen. In jedem Fall ist es das typische Stilmittel, an dem diese Poesie zu erkennen ist. Herzog ist dieser Aspekt der poetischen Sprachform wichtig. Das Deutsche kennt aber den Parallelismus nicht. Typisches Stilmittel für Lyrik im Deutschen ist die metrische Sprache – d.h. Zeilen mit gleichen Mustern von Hebungen und Senkungen in der Betonung. Ein zweites Stilmittel fürs Deutsche ist der Endreim. Ein Text in festen Rhythmen mit Endreimen wird sofort als poetisch erkannt. So überträgt Herzog die Psalmen in deutsche Reime. Klarerweise muss er sich dabei vom Originaltext entfernen. Wenn man aber seine Psalmen liest, so lässt er keinen Gedanken des Originals aus. Die Psalmtexte werden vollständig übertragen. Die Bilder in der Sprache bleiben beim Original.

Huub Oosterhuis, Psalmen. Aus dem Niederländischen übersetzt von Annette Rothenberg-Joerges und Hanns Kessler, Freiburg im Breisgau 2014.

Psalmen sind poetische Sprache. Nicht nur in der äußeren Form der hebräischen Parallelismen. Die Poesie zeigt sich vor allem in der Verwendung einer reichen Bildsprache. Das Gemeinte wird in Bildern ausgedrückt, z.B. Gott als «Fels» bezeichnet, was bildhaft ausdrücken soll, daß Gott Halt bietet, fest ist und unverrückbar. Die Bilder stammen natürlich aus der Bildwelt des antiken Orients. Osterhuis erkennt die Bilder, gibt sie aber in entsprechenden modernen Bildern wieder, überträgt sie in die Welt der Erfahrungen von uns heutigen Menschen.

Ein zweites macht Osterhuis: Wenn die Psalmen Vertrauen in Gott und seine Wirkmacht ausdrücken, dann bringt Osterhuis bereits Verweise auf Jesus Christus, in dem für Christ:innen Gott in seiner Wirkung hier in der Welt auf besondere Weise sichtbar wurde. Osterhuis nimmt sich auch die Freiheit, Gedanken des hebräischen Psalms auszulassen oder neue Gedanken im Sinne des ursprünglichen Psalms hinzuzufügen.

«Die Menschen lügen. Alle» und andere Psalmen, Aus dem Hebräischen übertragen und mit einem Nachwort versehen von Arnold Stadler,  Frankfurt am Main 1999.

Stadler bleibt bei seiner Übertragung verhältnismässig eng am hebräischen Text, nimmt sich aber Freiheiten in der Wortwahl. Er sucht nicht den passenden deutschen Begriff für die Welt des alten Orients, sondern überträgt in heutige Worte. Auch nimmt er gut die Grundstimmung des jeweiligen Psalms auf, formuliert in dieser Stimmung und fügt manchen Satz hinzu.

Petra Fietzek, Ins eigene Leben geschrieben. Psalmen für heute, Kevelaer 2011.

Fietzek greift aus den Psalmen jeweils eine Kernaussage heraus. Sie meditiert diese Kernaussage weiter und giesst sie in die Form eines Gebets. So entstehen neue Texte, die wie die Psalmen Gebete sein wollen - wobei aber nicht alle Psalmen als Gebete beschrieben werden können - und reduziert jeden Psalm auf einen für ihn typischen Gedanken.

Winfried Bader.

 

Die im Studiolo der Peterskapelle im März gezeigte Bibelausgabe ist Teil der Bibelsammlung von Winfried Bader im Schauraum Hallwilerweg 6 in Luzern.
Eine Besichtigung der Bibelsammlung für einzelne oder kleine Gruppen auf Anfrage.
Für Gruppen von 4-8 Personen wird auf Anfrage auch ein Event «Whisky&Bible» angeboten.

Auskünfte zu Besichtigung und Event per Email: winfried.bader@remove-this.bibelwerk.ch

«Bibel des Monats» ist eine Kooperation der Peterskapelle Luzern mit dem Schweizerischem Katholischen Bibelwerk in Zürich.

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