Das Unrecht auf den Tisch legen

Das Podium «Schuldlos glücklich?», am Dienstagabend, 22. März 2022, führte die Podiumsgäste und die Zuhörenden im Paulussaal bald an existenzielle Fragen des Lebens. Kann ich mit Schuld leben? Was kann einem Menschen, der Opfer von Gewalt oder Missbrauch wurde, helfen? Ist der schnell dahin gesprochene Satz: «Ich verzeihe dir!», wirkliches Verzeihen?

Eindrücklich berichteten die Hospizseelsorgerin Karin Klemm, Angelo Lottaz (Psychotherapeut und Theologe) und Bernhard Stadler-Koster (ehemaliger Gefängnisseelsorger) an diesem Abend zum Umgang mit Schuld und Versöhnung aus ihrer beruflichen Erfahrung.

Dabei wurde schnell klar, dass das Zuhören zur Versöhnung beiträgt. Jenen Menschen zuhören, die schuldig geworden sind, genauso wie jenen, die Unrecht erfahren haben. Helfen können auch Begegnungen. Als Täter aushalten und erleben, wenn Opfer davon erzählen, wie sie sich damals gefühlt haben.

Letztlich geht es darum, das erlittene Leid auf den Tisch zu legen, es in Worte zu fassen. Das ist ein erster Schritt, der den Prozess der Versöhnung in Gang setzt und eine «billige Versöhnung» verhindert.

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