Die Grosse Hoforgel

Mark Twain am Hoforgelkonzert

Die Hofkirche ist wegen ihrer Orgelkonzerte berühmt.

Den ganzen Sommer lang strömen die Touristen gegen sechs Uhr abends in diese Kirche, bezahlen ihren Franken und lauschen dem Lärm. Sie bleiben nicht, um alles zu hören, sondern stehen auf und trampeln über den hallenden Steinfußboden hinaus, wobei sie Zuspätkommenden begegnen, die geräuschvoll hereinpoltern. Dieses Hin- und Hergetrampel dauert fast die ganze Zeit über an und wird durch das ständige Türenschlagen und das Husten, Bellen und Niesen der Menge noch unterstrichen.

Die charmante und ehrwürdige Dame der Hofkirche

Unterdessen tost und kracht und donnert die Grosse Orgel dahin und tut, was sie nur kann, um zu beweisen, daß sie die grösste und lauteste Orgel Europas ist, und dass eine kleine enge Kiste von Kirche der günstigste Ort ist, um ihre Gewalt abschätzen und würdigen zu können.

Es ist wahr, dass gelegentlich leise und barmherzige Stellen vorkamen, aber das Trapptrapp der Touristen gestattete nur dann und wann gewissermaßen einen flüchtigen Blick davon zu erhaschen. Dann liess der Organist gleich wieder eine neue Lawine los.

Mark Twain, Bummel durch Europa (1878) Ges. Werke III, München 1966, S. 805

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