Rückblick: Zweite Luzerner Orgelnacht – Träume und Visionen zwischen Himmel und Erde

Unter dem Motto «Träume und Visionen» luden acht halbstündige Kurzkonzerte dazu ein, die Orgel aus verschiedenen künstlerischen Perspektiven neu zu entdecken. Von der ersten Minute an wurde spürbar, wie breit das instrumentale Ausdrucksspektrum ist – von sphärischen Klangmalereien über experimentelle Mischformen bis zu monumentalen sinfonischen Werken. Die thematische Klammer öffnete einen Raum zwischen Wirklichkeit und Fantasie; eine Einladung, die «Königin der Instrumente» als Medium zwischen Himmel und Erde zu hören.
In der Lukaskirche eröffnete Suzanne Z’Graggen den Abend mit Lichtertanz, einem poetischen Spiel aus Klang und imaginärem Licht. Ihr folgte Samuel Cosandey mit einer eindrücklichen Kombination aus Orgel und Film zu Max Regers Choralphantasie Wachet auf. Mathias Inauen widmete sein Programm dem Friedensgebet, bevor Stéphane Mottoul mit seinem beliebten Orgelkino Stummfilmszenen live musikalisch untermalte – ein Publikumsmagnet, der viele Zuhörer anlockte.
Die zweite Programmhälfte in der Franziskanerkirche setzte den Abend kontrastreich fort. Freddie James spannte in Fallen Angels einen dramatischen Bogen von mystischer Verzückung bis zu existenziellen Abgründen. Die junge Generation – Sofia Korsakova und Daniel Baker – faszinierte mit Organ meets Electronics, einer klanglichen Verschmelzung von Pfeifenorgel und elektronischer Musik. Georg Commerell und Beat Heimgartner rundeten die Orgelnacht mit atmosphärischen und ekstatischen Klangbildern ab.
Besonders geschätzt wurde erneut das offene Format: freie Platzwahl, lockerer Konzertablauf und ein Getränk in der Franziskanerkirche. Dank Grossleinwandübertragung konnten Besucherinnen und Besucher das Spiel der Organistinnen und Organisten aus nächster Nähe verfolgen.
Die Luzerner Orgelnacht hat eindrucksvoll gezeigt, wie moderne, vielseitige und publikumsnahe Orgelkunst heute aussehen kann. Ein Abend voller Staunen – nah am Traum, nah an der Vision.





